Astrid Lindgren | Premiere 22. April 2017 | Junges Theater Bonn
Regie
Bühne
Kostüm
Krümel
Jonathan
Mutter / Sophia
Jossi
Hubert / Tengil
Matthias / Orwar
Kader
Veder
Tengilmänner/
Bewohner
Konstanze Kappenstein
Jule Dohrn- van Rossum
Brigitte Winter
Aurel Bender
Linus Moog
Ricardo Rausch
Josia Vantroyen
Katharina Felschen
Christian Steinborn
Bernard Niemeyer
Axel Hinz
Sandra Kernenbach
Thomas Kahle
Bianca Lehmacher
Hannah Zefferer
Mit Astrids Lindgrens "Die Brüder Löwenherz" beweist das Junge Theater viel Mut
Selten fließen im Jungen Theater gleich zu Beginn so viele Tränen wie bei der Premiere von "Die Brüder Löwenherz". Niemand bleibt unberührt, wenn die jungen Hauptdarsteller Aurel Bender und Ricardo Rausch eine unsterbliche Bruderliebe wunderbar lebendig in Szene setzen, wenn der todkranke Krümel sich, nur getröstet von den Erzählungen Jonathans, in den Schlaf hustet, wenn der große Bruder schließlich dem kleinen das Leben rettet und so noch vor ihm in Nangijala ankommt. Die Mutter der beiden (Katharina Felschen) bleibt trauernd allein zurück. [...]
In Bonn wollen Moritz Seibert (Bühnenbearbeitung) und Regisseurin Konstanze Kappenstein ebenso wie Lindgren nicht entscheiden, ob Nangijala ein echtes Leben nach dem Tod ist oder nur im Kopf des sterbenden Krümel stattfindet. Wo hört die Realität auf, fängt der Traum an? Nicht wichtig. Die Inszenierung konzentriert sich auf die Themen, die Theater am besten einfangen kann: Beziehungen, Gefühle, Liebe und Mut. Nicht die Art von Mut, die keinerlei Furcht kennt, sondern jene, die darin besteht, alles Notwendige zu tun, um trotz aller Angst dem Bösen entgegenzutreten. [...]
"Die Brüder Löwenherz" ist auch eine Abenteuergeschichte mit wilden Ritten, Baden unter Wasserfällen und Kriechen durch unterirdische Gänge. Diese Märchenwelt des Kirschtals bleibt im Jungen Theater weitestgehend der Vorstellungskraft überlassen. Zwei Tretroller sind die Pferde, ein drehbares Podest mit schräger Oberfläche und Unterkonstruktion aus vielen Holzbalken dient als Elternhaus, Kirschtal, Heckenrosental, Katlas Höhle und alles andere in Nangijala. Das ist nicht viel für die Augen, aber das hervorragende Ensemble beschwört auch mit wenigen, klug eingesetzten Ausstattungsstücken und Lichteffekten genau die Stimmungen herauf, die der jeweiligen Szene angemessen sind. Sandra Kernenbach und Thomas Kahle als Tengils finstere Knechte Kader und Veder strahlen mit viel Einsatz von Körper und Stimme in einem Moment gruselige Bösartigkeit und im nächsten lächerliche Einfalt aus. Die kurzen komischen Atempausen tun dem melancholischem Stoff gut. [...]
Getragen wird die Aufführung durch das intensive und authentische Spiel von Krümel Aurel Bender und Jonathan Ricardo Rausch. Und wenn der Kleine am Ende den tödlichen verletzten Großen nach Nangilima trägt [...] dann sind die Tränen vom Anfang längst getrocknet. Erwachsene mögen auch das Ende zum Heulen finden, ihre jungen Leser, so Astrid Lindgren, hätten es immer als glücklich empfunden.
GENERAL- ANZEIGER BONN
Gunhild Lohmann
DIE GESCHICHTE EINER BRUDERLIEBE
[...] Das Junge Theater Bonn präsentiert nun das Stück in der Inszenierung von Konstanze Kappenstein in der Bühnenfassung von JTB- Intendant Moritz Seibert. Schon die ersten 15 Minuten berühren. [...]
Kappenstein inszeniert diese Fantasiewelt bewusst minimalistisch. Reduziert auf eine drehbare Konstruktion [...] appeliert sie an die Vorstellungskräfte der Zuschauer. Ein paar Star- Wars- Metaphern wie die Lichtschwerter als Waffen der Bösen und Kostüme, die offensichtlich nach Yedi- Rittern aussehen, verleihen dem Stück sicherlich eine plakative Note, schaffen andererseits aber auch ein interessantes Nangijala als Science- Fiction- Version. Dazu passen auch die City- Roller, die als Pferdeersatz der Brüder dienen.
Moog und Vantroyen spielen die Brüder fantastisch. Wie ein roter Faden zieht sich ihre Liebe durch die gefährlichen Abenteuer, die sie meistern müssen, um das Kirschtal vor der Übernahme des Tyrannen Tengil zu retten. Es ist kein Kampf ohne Furcht. [...] Tengils Knechte Kader (Thomas Kahle) und Veder (Sandra Kernenbach), die in finsteren Kutten auf alles eindreschen, was sich nicht unterwerfen will, halten da natürlich die Spannung. Immer wieder stellen sie sich den beiden in den Weg, doch am Ende gewinnt das Gute. [...]
Schließlich sind es die Brüder, die den Mittelpunkt der Geschichte ausmachen - und ihre Liebe spürt man bei Konstanze Kappenstein mehr als deutlich.
KÖLNER STADTANZEIGER / BONNER RUNDSCHAU
Barbara Franke
Das Junge Theater Bonn hat sich des schweren Themas angenommen und inszeniert die ernste Erzählung temporeich und spannend [...]
"Julius hat es richtig gut gefallen. Er war so gefesselt von der Geschichte, dass er völlig überrascht war, als die Pause kam", erzählt Annick. "Die sphärische und düstere Musik aus dem Off, die teilweise technisch verstärkten Stimmen der Bösen und vor allem auch die Inszenierung des Drachen, waren schon sehr beeindruckend" schildert Annick. Sie habe sich vorab schon gefragt, wie das Junge Theater wohl das grausige Untier darstellen würde und fand die Umsetzung sehr gelungen. [...]
Auf diese Weise blieb Raum für die grandiose schauspielerische Leistung des Ensembles. "Die Brüder Löwenherz, gespielt von Aurel Bender und Ricardo Rausch, erwiesen sich als sehr gutes Gespann und spielten sehr einfühlsam. Wenn man bedenkt, dass der jüngere Darsteller ja noch ein Kind ist, war das sehr beeindruckend.
Ein Höhepunkt für sie und ihren Sohn, war das einzige live gesungene Lied. "Alle Dorfbewohner Nangijalas singen es, um den jüngeren Bruder willkommen zu heißen und die Art der Improvisation hat uns sehr gut gefallen."
MOSKITO BONN
DER TOD IST ERST DER ANFANG
[...] Leichte Kost ist das Stück nicht. Gerade die Anfangsszenen mit dem leidenden Krümel (phänomenal: Linus Moog), dem unerwarteten Heldentod Jonathans (Josia Vantroyen) und der spürbaren Verzweiflung der Mutter (Katharina Felschen) dürften niemanden kalt lassen, stürzen das Publikum direkt in die Tiefe und sorgten bei der Premiere für so einige betroffene Mienen. [...]
Geschickt gesetztes Licht generiert die jeweilige Stimmung und setzt selbst die monströse Katla mit minimalem Aufwand eindrucksvoll um. Neben dem grandiosen Spiel der beiden Hauptfiguren und der mitreißenden Story ist dies ein weiterer Grund warum "Die Brüder Löwenherz" [..] eine intensive Theatererfahrung sein dürfte.
RHEIN- ZEITUNG
Thomas Kölsch