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BESTIMMT WIRD ALLES GUT
Stück nach Kirsten Boie | Premiere 10. September 2016 | Junges Theater Bonn | Kuppelsaal Metropol | Texfassung von Konstanze Kappenstein im Felix Bloch Erben Verlag verlegt                                                          Stückinformationen
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REGIE
AUSSTATTUNG 

RAHAF
EMMA
Ans rettende Ufer
Regisseurin Konstanze Kappenstein reduziert Kirsten Bojes "Bestimmt wird alles gut" in ihrer Bühnenfassung auf zwei Figuren.
Emma ist ein fröhliches Mädchen und immer zu lustigen Streichen aufgelegt. Und dann taucht unversehens eine neue Schülerin in der Klasse auf. Sie ist ein bisschen unsicher und kann kein Deutsch. Ihren Namen Rahaf schreibt sie arabisch. Aber Minions mag sie ebenso wie Emma. Die beiden Kinder verständigen sich einfach intuitiv und finden schnell Spaß daran, Dinge unterschiedlich zu benennen. Auf der Bühne im Metropol-Kuppelsaal tollen Emma und Rahaf munter herum in einem Meer aus weißen Schaumstoff-Schnipseln und neuen Wörtern. Bis ein harmloser Knall Rahaf plötzlich in Panik versetzt und die Erlebnisse der Flucht aus der syrischen Stadt Homs wachruft.
Die Kinder- und Jugendbuchautorin Kirsten Boie hat in ihrem zweisprachigen Buch „Bestimmt wird alles gut“ ein alltägliches Flüchtlingsschicksal beschrieben. Die Regisseurin Konstanze Kappenstein reduziert die Erzählung in ihrer Bühnenfassung auf zwei Figuren. Für die Uraufführung hat das Junge Theater Bonn zwei hervorragende junge Profischauspielerinnen (beide Jahrgang 1989) engagiert. Sabrina Sauer spielt die erfrischend neugierige zehnjährige Emma, die mit ihrem kleinen Bruder bei ihrer alleinerziehenden Mutter in einer bescheidenen Mietwohnung lebt. Lina Zaraket (im Libanon aufgewachsen und sowohl arabisch wie akzentfrei deutsch sprechend) ist eine Idealbesetzung für die Rolle der gleichaltrigen Rahaf, deren große Familie in Homs ein schönes Haus mit vielen Zimmern und einem wunderbaren Garten besaß.
Die Inszenierung zieht mit einem fabelhaften Kunstgriff Emma in Rahafs Geschichte hinein und lässt beide gemeinsam sowohl das Kirmeskarussell-Vergnügen in Homs erleben wie den Bombenterror und die Demütigungen auf dem Weg nach Europa. In der Ausstattung von Jule Dohrn-van Rossum reichen wenige Requisiten, um alle Situationen spielerisch herzustellen. Unter der Schulbank erscheint als einfache Zeichnung das Domizil, wo alle Generationen glücklich zusammenlebten: die Oma, die Tanten, die Eltern und Rahafs zahlreiche Geschwister. Dann kam ein Krieg, der alles zerstörte und Rahafs gutbürgerliche Familie auf ein Schlepperboot nach Italien und weiter nach Deutschland trieb. In einer der schönsten Szenen der Aufführung vereinen sich die beiden Mädchen zärtlich zu einem schiffbrüchigen Geschöpf, das tapfer schwimmend das rettende Ufer erreicht.
Religiöse Differenzen und Politik sind in der Inszenierung ausgeblendet. Es geht um die elementaren Lebensrechte, deren Wert sozusagen kinderleicht zu begreifen ist. Der „Stern“ nannte Kirsten Boies Erzählung das „aktuell wichtigste Kinderbuch“. Die sensible Inszenierung macht es in einer Stunde eindrucksvoll für Publikum ab sechs Jahren lebendig.     

                                                                   E. Einecke-Klövekorn
                                                            GENERAL ANZEIGER Bonn